„Diabetes Typ 2"

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In letzter Zeit fühlt Gerald sich gar nicht gut. Immer müde und schlapp. Dabei ist er ein Baum von einem Kerl – groß und kräftig. Ein bisschen zu „kräftig“ ehrlicherweise. Ihm fehlt einfach Bewegung und abends gibts meist ein schnelles Fertiggericht und vor dem Fernseher noch das ein oder andere Feierabendbier. Ob er sich mal durchchecken lassen sollte?

Was ist Typ-2-Diabetes?

Der Typ-2-Diabetes (früher auch als insulinunabhängiger bzw. Altersdiabetes bezeichnet) ist eine Störung des Glukosestoffwechsels (Zuckerstoffwechsels) des Körpers, bei der die körpereigene Insulinproduktion zunächst erhalten und besonders zu Beginn der Erkrankung sogar erhöht sein kann (Hyperinsulinismus s.u.). Es besteht aber eine verminderte Reaktionsfähigkeit des Körpers auf Insulin (reduzierte Insulinempfindlichkeit, s.u.).

Insulin (ein Hormon der Bauchspeicheldrüse) braucht der Körper, um Zucker (Glukose) aus der Nahrung in die Körperzellen aufnehmen zu können. Werden ständig zu viele schnell verfügbare Kohlenhydrate (z.B. Industriezucker, Weißmehlprodukte) konsumiert (in Fast-Food, Süßigkeiten etc.) und/oder besteht ein Bewegungsmangel (Bewegung fördert den Glukoseabbau im Körper), steigt die Insulinkonzentration im Blut. Das „überfordert“ die Zielzellen, mit der Folge, dass die Zahl ihrer Insulinrezeptoren und ihre Insulinempfindlichkeit sinken (Insulinresistenz). Um diese zu überwinden produziert der Körper zunächst immer mehr Insulin (Hyperinsulinismus) – bis die Produktion u.U. sogar irgendwann zum Erliegen kommt.

Der Beginn einer Diabetes-Typ-2-Erkrankung ist meist langsam, schleichend über Jahre und geht mit nicht klar zuzuordnenden Symptomen einher. Es kann zu häufigeren Harnwegsinfekten, Jucken oder Infektionen der Haut, Sehstörungen, Schwächegefühl und Potenzstörungen kommen. Gleichzeitig finden sich häufig Übergewicht und Bluthochdruck. Wird schließlich Typ-2-Diabetes diagnostiziert, bestehen oft schon Langzeitschäden. Dazu gehören z.B. (schwere) Schädigungen an den kleinen und großen Blutgefäßen (Mikro- und Makroangiopathien) und somit an fast allen Organsystemen.

Die Erkrankung geht einher mit einem erhöhten Risiko für Koronare Herzkrankheit (Herzinfarkt als mögliche Folge), Schlaganfall und periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) sowie für Erkrankungen v.a. der Augen (z.B. diabetische Retinopathie), der Nieren (diabetische Nephropathie) und für die Entwicklung des diabetischen Fußsyndroms. Letzteres entsteht durch ein Zusammenspiel von Schädigungen der Blutgefäße (Angiopathien), der Nerven (diabetischen Neuropathien) und der erhöhten Infektneigung von Diabetikern.

Ursachen

Die Ursachen für die Entstehung des Typ-2-Diabetes sind noch nicht vollständig geklärt. Die meisten Erkrankungen entstehen im Rahmen eines metabolischen Syndroms, durch Übergewicht aufgrund von Fehlernährung und Bewegungsmangel. Nur ca. 10% der von Typ-2-Diabetes Betroffenen sind normalgewichtig (Typ-2a), die übrigen ca. 90% sind übergewichtig (Typ-2b). Besonders eine genetische Veranlagung, aber auch Stress, bestimmte

Medikamente oder eine Schwangerschaft (diese diabetische Stoffwechsellage ist meist vorrübergehend) können zu der Entwicklung eines Typ-2-Diabetes beitragen.

Früher entwickelten vor allem ältere Menschen einen Typ-2-Diabetes; aufgrund ungesunder Ernährungsgewohnheiten und Bewegungsmangels sind heute zunehmend auch Kinder und Jugendliche betroffen.

Diagnose und Behandlung

Ein Typ-2-Diabetes bleibt wegen seiner schleichenden Entwicklung oft jahrelang unbemerkt und damit unbehandelt. Oftmals erst bereits auftretende Spätfolgen oder Komplikationen (s.o.) weisen auf die Erkrankung hin.

Unbehandelt kann auch der Typ-2-Diabetes (vgl. Typ-1-Diabetes) neben den genannten Spätfolgen (s.o.) zu akuten, lebensbedrohlichen Notfällen wie dem hyperglykämischen Koma (extrem hohe Blutzuckerwerte) oder hypoglykämischem Schock („Unterzuckerungsschock“ z.B. nach schwerer körperlicher Anstrengung oder Alkoholgenuss) führen.

Die Diagnose erhöhter Blutzuckerwerte erfolgt durch einen einfachen Test des Blutzuckerspiegels im venösen (aus den Venen entnommen) oder kapillären (aus kleinsten Blutgefäßen z.B. der Fingerkuppe entnommenen) Blut. Ab einem Blutzucker von ca.180mg/dl wird Glukose auch über die Nieren ausgeschieden – dann ist Glukose im Urin durch einen Urin-Streifen-Schnelltest nachweisbar.

Die Therapie eines Typ-2-Diabetes besteht in Gewichtsreduktion, Ernährungsumstellung, Bewegung und ggf. der Einnahme von Medikamenten (z.B. orale Antidiabetika). Erst wenn diese Maßnahmen versagen erfolgt die Gabe von Insulin.

Den Umgang mit der Erkrankung erlernen Diabetes-Betroffene in Diabetikerschulungen. Inhalt sind z.B. Entstehung und die Folgen der Erkrankung, Blutzuckermessung, die richtige Ernährung und Bewegung, der Umgang mit Medikamenten oder Insulin, Haut- und Fußpflege und das frühe Erkennen möglicher Komplikationen z.B. an Füßen oder Augen.

Was können Heilpraktiker für Sie tun?

Die Naturheilkunde und die komplementäre Medizin kennen viele Verfahren, mit denen der Krankheitsverlauf beim Typ-2-Diabetes positiv beeinflusst werden kann. Ganz wesentlich dabei ist z.B. die Ernährungstherapie. Eine ganzheitliche Diabetes-Diät entspricht im Wesentlichen einer ballaststoffreichen Ernährung (z.B. Vollwert-Ernährung). Da von Diabetes Betroffene durch die hohen Blutzuckerwerte häufig an oxidativem Stress leiden, können evtl. Antioxidanzien z.B. aus der orthomolekularen Medizin helfen. Auch die Phytotherapie kennt zahlreiche Pflanzen, die einen Typ-2-Diabetes positiv beeinflussen können. Sie wirken z.B. auf den Stoffwechsel und können ggf. dazu beitragen, orale Antidiabetika (Tabletten gegen Diabetes) zumindest einzusparen.

Da Stress erhebliche Blutzuckerschwankungen hervorrufen kann, wird Sie Ihre Heilpraktikerin oder Ihr Heilpraktiker bei Bedarf zu verschiedenen Entspannungstherapien beraten. Auch auf Alkohol und Nikotin sollten Diabetiker möglichst verzichten. Hier bieten sich unterstützend zur Entwöhnung z.B. die Hypnosetherapie oder die Psychotherapie an. Wenn Sie unter starkem Übergewicht leiden, beraten Sie Heilpraktiker auch gerne zu geeigneten, gelenkschonenden Übungen.

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Ein weiterer wichtiger Aspekt der Therapie bei Diabetes liegt in der Vermeidung bzw. Vorbeugung und ggf. Behandlung von Spätfolgen und Komplikationen. Therapien der Naturheilkunde und komplementären Medizin können z.B. helfen, das Immunsystem zu unterstützen (Diabetes erhöht das Risiko von Infektionen), den Stoffwechsel positiv beeinflussen, Organfunktionen zu stärken und die Durchblutung oder die Wundheilung zu verbessern. Die Auswahl der geeigneten therapeutischen Maßnahmen ist allerdings ein ganz individueller Prozess, die unten genannten Therapieformen stehen hier deshalb nur beispielhaft und keineswegs erschöpfend für die vielen Möglichkeiten, die Ihrer Heilpraktikerin oder Ihrem Heilpraktiker zur Verfügung stehen.

Zum Einsatz kommen können entweder in sich geschlossene Behandlungssysteme oder Kombinationen einzelner Verfahren untereinander. In Frage kommen z. B. (alphabetisch):

Wenn Sie unter Typ-2-Diabetes leiden, sprechen Sie mit Ihrer Heilpraktikerin oder Ihrem Heilpraktiker –  sie nehmen sich für Sie Zeit und entwickeln Ihr persönliches Behandlungskonzept. Sollten Sie sich besonders für bestimmte Therapien interessieren, hilft Ihnen die BDH-Therapeutensuche dabei, eine Praxis in Ihrer Nähe zu finden.

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Was können Sie selber tun?

Da sehr viele Typ-2-Diabetiker übergewichtig sind, steht die Gewichtsabnahme an erster Stelle: Eine schonende Gewichtsabnahme über mehrere Monate hinweg verringert die Insulinresistenz (s.o.) und wirkt sich günstig auf die Normalisierung des Blutzuckerspiegels aus. Dabei geht es weniger um Diäten oder Fastenkuren (kein Heilfasten bei Typ-1-Diabetes oder Typ-2-Diabetes mit absolutem Insulinmangel!), sondern um eine langfristige, gesunde und alltagstaugliche Umstellung der Ernährung. I.d.R. sind weder spezielle Diabetiker-Lebensmittel noch Diät-Lebensmittel besonders günstig für Menschen mit Diabetes.

Bei der Gewichtsabnahme und zur Reduzierung der Insulinresistenz hilft regelmäßiger Sport - Spazierengehen, Radfahren oder auch Mannschaftssport. Da Bewegung jedoch blutzuckersenkend wirkt, müssen Sie ggf. Ihren Blutzuckerspiegel im Blick behalten, um eine „Unterzuckerung“ (Hypoglykämie) unbedingt zu vermeiden. Ungeeignet sind deshalb Sportarten, die „einsam“ ausgeübt werden (alleine im Wald), nicht unterbrochen werden können (z.B. Tauchen) oder mit einer hohen Selbst- oder Fremdgefährdung (z.B. Segelfliegen) einhergehen.

Auch beim Autofahren sollten Sie aufmerksam auf Ihren Körper achten. V.a. niedrige Blutzuckerwerte können Wahrnehmung und Reflexe stören. Gehen Sie daher sicher, dass sich Ihre Blutzuckerwerte im normalen Rahmen befinden, bevor Sie sich ans Steuer setzen und tragen Sie zudem immer Traubenzucker bei sich, um im Bedarfsfall eine Unterzuckerung vermeiden zu können. Schokolade hilft übrigens nicht – die darin enthaltene Zuckerart wird nicht schnell genug aufgenommen.

Auch Stress oder Schlafmangel können zu erheblichen Blutzuckerschwankungen führen. Achten Sie deshalb auf ausreichend Schlaf (bei Schlafstörungen sprechen Sie mit Ihrem Heilpraktiker) und erlernen Sie ggf. Entspannungstechniken .

Beherzigen Sie zudem die Tipps, die Sie in der Diabetikerschulung hinsichtlich der Haut- und Fußpflege und dem frühzeitigen Erkennen möglicher Komplikationen z.B. an Füßen oder Augen erhalten haben und wenden Sie sich bei Fragen oder Problemen an Heilpraktiker oder behandelnde Ärzte.

 

Weiterführende Adressen zum Thema finden Sie auch verlinkt unter Diabetes mellitus und unter

https://www.diabetesstiftung.de
https://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de
https://www.diabetesde.org
https://www.diabetikerbund.de
https://www.bmbf.de/de/deutsches-zentrum-fuer-diabetesforschung-397.html

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Autoren und Redaktion
Autorin: Kirsten Buschmann, Heilpraktikerin
Redaktion: Ulrich Sümper, Heilpraktiker

Beratung durch
Anita Sprenger-Witte, Heilpraktikerin
Franz-Claas-Straße 6a
33428 Harsewinkel
Tel. 05247 - 40 64 07

Diese Gesundheitsinformation wurde am 13.07.2022 erstellt und wird regelmäßig aktualisiert.