„Rückenschmerzen"

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Eigentlich wollte Lukas nur etwas vom Boden aufheben, als mitten in der Bewegung ein stechender Schmerz in seinen unteren Rücken fährt. Jetzt kann er sich kaum mehr aufrichten. Was ist bloß passiert?

Was sind Rückenschmerzen?

Rückenschmerzen kennt fast jeder, sie zählen zu den häufigsten gesundheitlichen Problemen bei erwachsenen Menschen. Die Schmerzen können jeden Bereich der Wirbelsäule (WS) betreffen: die Halswirbelsäule (HWS), die  Brustwirbelsäule (BWS) und am häufigsten den unteren Rücken, die Lendenwirbelsäule (LWS). Zudem können die Schmerzen ausstrahlen, in den Kopf, die Schultern, Arme, Beine etc.

Unterteilt werden Rückenschmerzen in nicht-spezifische (unspezifische) und spezifische Rückenschmerzen. Die nicht-spezifischen sind die häufigsten, bei ihnen lässt sich keine klar zu behandelnde körperlich-krankhafte Ursache für die Schmerzen diagnostizieren. Sie sind meist überlastungsbedingt, entstehen in Folge verspannter, überdehnter oder verkürzter Strukturen, z.B. der Muskeln, Bänder, Sehnen oder Faszien und können meist auch nicht auf eine einzelne Ursache zurückgeführt werden. Spezifische Rückenschmerzen hingegen beruhen auf einer konkreten Erkrankung des Rückens selbst oder auf einem Zusammenhang mit Erkrankungen anderer Organe.

Denn auch Erkrankungen innerer Organe können  manchmal mit Rückenschmerzen einhergehen. In solchen Fällen stecken leider

nicht selten schwerere oder ernstere Krankheitsbilder dahinter und können sowohl akute (z.B. bei Herzinfarkt oder Nierenbeckenentzündung) als auch chronische (z.B. bei Blockaden der Wirbelgelenke) Rückenschmerzen verursachen.  

Außerdem wird je nach Beschwerdedauer unterschieden zwischen akuten, subakuten und chronischen Schmerzen. Akute Schmerzen treten zum ersten Mal auf und halten höchstens sechs Wochen an. Subakute Schmerzen ziehen sich über einen Zeitraum länger als sechs, aber kürzer als zwölf Wochen. Schmerzen die länger als zwölf Wochen (3 Monate) anhalten, gelten als chronisch. Im Folgenden geht es vor allem um diese drei Beschwerdebilder sowie eher unspezifische Rückenschmerzen.

Besonders oft von Schmerzen betroffen ist der untere Lendenwirbelbereich des Rückens – das „Kreuz mit dem Kreuz“. Häufige Schmerzauslöser sind hier der sogenannte „Hexenschuss“ (Lumbago), der Bandscheibenvorfall (Bandscheiben-Prolaps oder -Protrusion) und Ischiasschmerzen (Ischialgien, „Ischias“). Oft genug sind aber auch falsche Bewegungsabläufe die Ursache der Beschwerden. Und das ist gut beeinflussbar.

Unterscheidung und Ursachen von „Hexenschuss“, Bandscheibenvorfall und Ischiasschmerzen

Beim Hexenschuss schießt – häufig durch falsche oder übermäßige Belastung beim Bücken oder Heben – ein stechender, ziehender oder reißender Schmerz in den Rücken. Daher auch der Name: Im Mittelalter konnten sich die Menschen diesen höllischen Schmerz nicht anders erklären, als dass Hexen mit unsichtbaren Pfeilen auf sie schössen.

Beim Hexenschuss verkrampfen sich bestimmte Muskelbereiche im Rücken, irritieren damit Nerven und zwingen Betroffene häufig in eine vorgebeugte Haltung. Das Aufrichten und jede Bewegung sind sehr schmerzhaft. Isolierte Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule bezeichnet man als Lumbago / Lumbalgie / akutes Lumbalsyndrom. Die isolierte Nervenreizung des Nervus ischiadicus bezeichnet man als Ischialgie. Da die Beschwerden häufig nicht klar voneinander abgrenzbar sind, ist der Übergang zwischen Lumboischialgie, Lumbalgie und Ischialgie fließend. Die Begriffe werden im klinischen Alltag häufig synonym verwendet. Ein Hexenschuss ist i.d.R. harmlos (die Schmerzen jedoch nicht) und die Beschwerden bilden sich nach einigen Tagen bis wenigen Wochen von allein zurück. Halten die Beschwerden an, sollten Sie einen Arzt aufsuchen, um die Ursache abklären zu lassen, da u.U. auch ein Bandscheibenvorfall mögliche Ursache sein kann.

Beim Bandscheibenvorfall wölbt sich Bandscheibengewebe in Richtung Rückenmarkskanal (Prolaps). Das verursacht häufig noch keine Schmerzen. Kommt es jedoch zum Austritt von Bandscheibenmaterial (= Bandscheibenprolaps/Discusprolaps) in den Rückenmarkskanal, kann dieses auf das umliegende Nervengewebe drücken.

 

Ein Bandscheibenvorfall kann an unterschiedlichen Stellen der Wirbelsäule vorkommen, am häufigsten jedoch an der Halswirbelsäule und im unteren Lendenwirbelsäulenbereich. Die Nerven dort (Spinalnerven) verbinden das Rückenmark unter anderem mit den Beinen. Deshalb kann ein Bandscheibenvorfall neben starken Schmerzen auch zu Missempfindungen („Kribbeln“) oder Taubheitsgefühlen vom Bein bis in die Füße ausstrahlend führen (Ischialgie, s.u.).

In den allermeisten Fällen liegt eine Bandscheibendegeneration (fängt ab etwa dem 20. Lebensjahr an!) vor. Zu den auslösenden Faktoren gehören des Weiteren u.a. schwere körperliche Arbeit, ruckartige Bewegungen, Haltungsfehler, eine ungenügend trainierte Rücken- und Bauchmuskulatur, Übergewicht, wirbelsäulenbelastende Sportarten, Verletzungen und Unfälle sowie angeborene Fehlstellungen, aber auch Schwangerschaften.

Ischialgien sind Nervenschmerzen, die durch Reizung oder Schädigung des Ischiasnervs (Nervus ischiadicus) entstehen. I.d.R. kommt es zu einer radikulären (von der Nervenwurzel ausgehenden) Schmerzausstrahlung von der Lendenwirbelsäule in das Bein.

Hauptursachen sind v.a. Bandscheibenvorfälle, Verengung des Wirbelkanals (lumbale Spinalkanalstenose), degenerative Veränderungen an der Wirbelsäule (z.B. Arthrose), Wirbelgleiten (Spondylolisthesis) oder Wirbelbrüche (z.B. bei Osteoporose), Verknöcherungen der Wirbelbänder, Nervenwurzelentzündungen (Radikulitis), Durchblutungsstörungen oder Tumoren.

Konventionelle Behandlung

Es gibt Warnsymptome („Red flags“) bei Rückenschmerzen (allgemein), bei denen unmittelbarer Handlungsbedarf hinsichtlich Diagnostik/Therapie besteht! Dazu zählen:

  • Progrediente neurologische Ausfälle
  • Kauda-Syndrom ("Reithosenanästhesie")
  • Schmerzverstärkung in der Nacht
  • Nachlassende Schmerzen bei deutlicher/zunehmender Lähmung
  • Miktionsstörungen (Harnverhalt, Überlaufblase, ggf. Inkontinenz), Defäkationsprobleme
  • Bei aktuellem Unfall (V.a. Wirbelfraktur)
  • Bekannte ausgeprägte Osteoporose oder Osteoporose mit Bagatelltrauma
  • Tumoranamnese
  • Infektionen mit verdächtigen Allgemeinsymptome (Fieber, Gewichtsverlust)

Die Behandlung richtet sich nach der Diagnose, die auf Basis einer körperlichen Untersuchung, Röntgen, Computertomografie (CT) und Kernspintomographie (MRT) u.a. erstellt wird.

Grundsätzlich können Rückenschmerzen u.U. auch Zeichen anderer, schwerer Erkrankungen und Notfälle sein (die dann entsprechend behandelt werden müssen). Bei akuten Schmerzen, die zum ersten Mal auftreten, sind dies z.B. Herzinfarkt, Nierenbeckenentzündung etc.; hinter chronischen Rückenschmerzen z.B. eine doch eher seltene Metastasenbildung. Auch Taubheits- oder Lähmungserscheinungen sollten kurzfristig medizinisch abgeklärt werden, um Folgeschäden zu vermeiden.

Verordnet werden i.d.R. schmerz- und entzündungshemmende Medikamente und Salben, in einigen Fällen Spritzen mit örtlich wirkenden Schmerzmitteln oder Glukokortikoiden (Kortison, Hormone, die die entzündlichen Reaktionen hemmen sollen), oft auch Wärmeanwendungen (Fangopackungen, Rotlicht; nicht bei Entzündungen), Physiotherapie (Osteopathie, Chiropraktik). Nach sorgfältiger Abwägung kann in seltenen Fällen, die auf diese Therapien nicht ansprechen (vor allem bei Lähmungserscheinungen), auch eine heute gerne auch mikrochirurgische, sehr schonende Operation notwendig sein.

Was können Heilpraktiker für Sie tun?

Die Naturheilkunde und die komplementäre Medizin bieten vielfältige begleitende und unterstützende Möglichkeiten zur schulmedizinischen Behandlung. Abhängig von der Ursache Ihrer Rückenschmerzen und je nachdem wie Ihre Heilpraktikerin oder Ihr Heilpraktiker arbeitet, wird Ihr individuelles Behandlungskonzept zusammengestellt.

Erfahrungsgemäß können bei Schmerzen und eingeschränkter Beweglichkeit neuraltherapeutische und segmentgezielte Injektionen (Link) sehr wirksam sein. Sie fördern die Durchblutung, verbessern die Beweglichkeit und beeinflussen nach naturheilkundlicher Auffassung reflektorisch innere Organe. Verschiedene Ab-und ausleitende Verfahren regen den Gewebestoffwechsel an, fördern die Durchblutung sowie die Ausleitung über die Lymphe und entzündungs- und schmerzverursachender Botenstoffe.

Wichtige Bausteine im therapeutischen Konzept zur Behandlung von Rückenschmerzen können Akupunktur und Tuina, Osteopathie, Chiropraktik oder Craniosacrale Therapie (Osteopathie) oder Behandlungen nach Dorn-Breuß sein. Sie helfen oftmals effektiv bei Funktionsstörungen, Fehlstellungen und Blockierungen, beziehen dabei ihrem ganzheitlichen Ansatz folgend ebenfalls immer auch umliegende Strukturen mit ein. So können Schmerzen gelindert und häufig sogar Beschwerdefreiheit erzielt werden.

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Da Ganzheitlichkeit bedeutet, den Menschen als Einheit von Körper, Geist und Seele zu verstehen, wird sich Ihre Heilpraktikerin oder Ihr Heilpraktiker nicht nur um die körperlichen Aspekte Ihrer Schmerzen, sondern auch um mögliche seelische kümmern: Gab es „Nackenschläge“, tragen Sie schwer an etwas, zwingt Sie etwas in die Knie oder können Sie nicht mehr gegenhalten? Dann können Ihnen vielleicht psychotherapeutische Verfahren Anregungen und Hilfe bieten, sich neu „aufzustellen“ oder „auszurichten“ und mit Belastungen anders, gesünder umzugehen.

Alle o. g. therapeutischen Möglichkeiten stehen jedoch nur beispielhaft und keineswegs erschöpfend für die vielen Möglichkeiten, die Ihrer Heilpraktikerin oder Ihrem Heilpraktiker zur Verfügung stehen. Die Naturheilkunde und die komplementäre Medizin bieten verschiedenste Therapieverfahren, die entweder als in sich geschlossene Behandlungssysteme oder als Kombinationen einzelner Verfahren zur Verfügung stehen. In Frage kommen z. B. auch (alphabetisch):

Wenn Sie unter Rückenschmerzen leiden, sprechen Sie mit Ihrer Heilpraktikerin oder Ihrem Heilpraktiker – sie nehmen sich für Sie Zeit. Sollten Sie sich besonders für bestimmte Therapien interessieren, hilft Ihnen die BDH-Therapeutensuche dabei, eine Praxis in Ihrer Nähe zu finden.

Was können Sie selber tun?

Im akuten Stadium sind häufig zunächst Ruhestellung und – je nach Ursache und persönlichem Empfinden – Wärme oder Kälteanwendungen angezeigt. Sobald die ganz akuten Prozesse abgeklungen sind, sollte möglichst bald zur Bewegung übergegangen werden. Versuchen Sie dann möglichst wenig zu sitzen, besser liegen und gehen, notfalls auch stehen, Hauptsache, in Bewegung bleiben (aber nicht über die Schmerzgrenze hinausgehen).

Bei Ischiasschmerzen hilft häufig die Stufenlagerung. Legen Sie sich dazu für ca. 15 Minuten in Rückenlage auf eine feste Unterlage (z.B. Fußboden), im Hüft- und Kniegelenk 90 Grad gebeugt (z.B. mit Hilfe eines Stuhls), das entlastet den Rücken.

Am besten ist es natürlich, Rückenschmerzen vorzubeugen und ein erneutes Auftreten zu verhindern. Das erfordert Ihre aktive Mitarbeit! Bewegung im Alltag, am Anfang vielleicht nur vorsichtig, aber konsequent und regelmäßig. Gemäßigte sportliche Aktivitäten wie Walken oder Schwimmen und ein gezieltes Muskeltraining stärken die Rücken- und Bauchmuskulatur, wirken stabilisierend auf Knochen und Gelenke. Achten Sie auch darauf, ausreichend zu trinken, damit die Bandscheiben gut mit Flüssigkeit versorgt sind und elastisch bleiben.

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Achten Sie auf Ihre Haltung. Halten Sie sich gerade? Wie bücken Sie sich? Wie tragen Sie Lasten? Hier kann die Rückenschule helfen, Fehler zu erkennen und zu beseitigen. Bei sitzender Tätigkeit ist ein geeigneter Arbeitsplatz (ergonomischer Stuhl, eventuell ein Stehpult, Tastatur, Maus etc.) wichtig, auch um Rückfällen vorzubeugen. Entspannungstechniken helfen ebenfalls, ganz bewusst „loszulassen“ und ein gutes Gefühl für den eigenen Körper und seine Bedürfnisse zu entwickeln.

Daneben spielt auch das Körpergewicht eine Rolle. Zu viele Kilos belasten v.a. die Wirbelsäule und Gelenke, begünstigen den Verschleiß auch der Bandscheiben. Versuchen Sie deshalb bei Übergewicht  Ihr Normalgewicht anzustreben. Dabei kann die Ernährungstherapie mit einer individuellen Beratung z.B. durch Heilpraktiker helfen, denn langfristig führen nur Konzepte zum Erfolg, die Ihre persönliche, familiäre und berufliche Situation mit einbeziehen und in Ihrem Alltag auch umsetzbar sind.

Autoren und Redaktion
Autorin: Kirsten Buschmann, Heilpraktikerin
Redaktion: Ulrich Sümper, Heilpraktiker

Beratung durch
Anita Sprenger-Witte, Heilpraktikerin
Franz-Claas-Straße 6a
33428 Harsewinkel
Tel. 05247 - 40 64 07

Diese Gesundheitsinformation wurde am 20.12.2022 erstellt und wird regelmäßig aktualisiert.