„Schwindel (Vertigo)"

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Erneut hat Evelyn das Gefühl, dass sich alles um sie herum dreht. Sie fühlt sich ganz schwindelig. Das passiert in letzter Zeit zunehmend häufiger – morgens, wenn sie sich im Bett aufsetzt oder neulich, als sie sich gebückt hat, um etwas vom Boden aufzuheben. Nur kurz, aber trotzdem unangenehm. Woher das wohl kommt?

Was ist Schwindel?

Als Schwindel („Vertigo“) wird eine Gleichgewichtsstörung bezeichnet, bei der der Betroffene (nicht vorhandene) Bewegungen der Umgebung oder Benommenheits- oder Unsicherheitsgefühle („Dizziness“) wahrnimmt. Schwindel hat viele Gesichter und muss nicht unbedingt auf eine Krankheit hindeuten.

Auch gesunden Menschen kann vorübergehend schwindelig werden, z.B. bei plötzlichem, zu schnellen Aufstehen, wenn sie erschöpft sind oder zu wenig geschlafen haben. Auch eine neue oder falsch eingestellte Brille, eine Karussellfahrt oder der Blick aus großer Höhe in die Tiefe u.v.a.m. kann Schwindelgefühle auslösen. Ein solcher Schwindelanfall hat keinen Krankheitswert und vergeht nach kurzer Zeit, wenn der Auslöser verschwindet.

Schwindel kann sehr unterschiedlich erlebt werden. So haben Betroffene z.B. das Gefühl, dass sich etwas in ihrer Umgebung dreht wie bei einem Karussell (Drehschwindel). Oder dass sie oder ihre Umgebung schwanken und/oder nach vorne bzw. zur Seite kippen (Schwankschwindel, mit Fallneigung immer zur gleichen Seite). Oder dass sie nach unten oder oben gezogen werden, wie in einem Aufzug (Liftschwindel). Diese Schwindelformen werden als systematischer (oder „gerichteter“) Schwindel bezeichnet. Öfter treten begleitend auch Übelkeit, Brechreiz,

Koordinationsstörungen oder ein Augenzittern (Nystagmus) auf.

Der häufigste Schwindel ist der zum systematischen Schwindel gehörende gutartige Lagerungsschwindel (benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel). Dabei werden durch bestimmte Kopfbewegungen oder Lagewechsel Schwindelattacken von meist weniger als 30 Sekunden Dauer ausgelöst, oft begleitet von einem Nystagmus (s.o.) und u. U. heftiger Übelkeit. Ursache hierfür sind in der Regel Ohrsteinchen (Otholiten), die - wenn sie sich in den sogenannten Bogengängen (einem Teil des Gleichgewichtsorgans im Innenohr, wo Otholithen nicht hingehören) befinden, den Gleichgewichtssinn stören.

Demgegenüber ist der unsystematische Schwindel (auch: „ungerichteter Schwindel“,  „Benommenheitsschwindel“, „Pseudo-Vertigo“, „dizziness“) „ohne Richtung“. Betroffene fühlen sich beim Sitzen, Stehen oder Gehen insgesamt unsicher und taumelig oder „schummrig“. Viele Patienten klagen auch über Benommenheit.

Je nach Ursache können Schwindelgefühle in bestimmten Situationen anfallsartig wenige Momente andauern, bis zu Stunden, Tagen oder Monaten dauern (Dauerschwindel) oder auch chronisch werden.

Ursachen

Es gibt eine große Vielzahl an möglichen Ursachen sowohl für systematischen als auch für unsystematischen Schwindel, so z.B. (alphabetisch):

  • Akustikusneurinom (gutartiger Tumor des Hör- und Gleichgewichtsnervs) oder Hirntumor
  • Alkohol- und Drogenkonsum
  • Anämie (Blutarmut)
  • Durchblutungsstörungen z.B. des Innenohres oder Gehirns
  • Herzkrankheiten (z.B. Herzrhythmusstörungen, koronare Herzkrankheit)
  • Hypertonie oder Hypotonie (zu hoher oder zu niedriger Blutdruck)
  • Halswirbelsäulen (HWS)-Syndrom
  • Infektionen
  • Innenohrentzündung oder –verletzung
  • Medikamente
  • Migräne
  • Morbus Menière (Erkrankung des Innenohrs)
  • Nervenerkrankungen (z.B. Morbus Parkinson)
  • Reisekrankheit
  • Schlaganfall
  • Seelische Belastungen, Ängste etc.
  • Stoffwechselerkrankungen
  • u.v.m.

Konventionelle Behandlung

Zu Anfang werden z.B. Art, Dauer und Auslösesituation des Schwindels, mögliche Begleitsymptome (Übelkeit, Erbrechen, Nystagmus), Vorerkrankungen, die aktuelle Lebenssituation u.s.w. Zusätzlich können folgen: Untersuchung der Ohren, der Augen, des Bewegungsapparats, der Gefäße und der Nervenfunktionen, Tests zur Überprüfung des Gleichgewichtsinns und des Gehörs u.v.a.m.

Die Behandlung richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache des Schwindels. Gegen einige Arten von Schwindel gibt es relativ rasch wirksame Maßnahmen. Andere Schwindel-Formen bedürfen einer langfristigen Behandlung. Beim häufigen gutartigen Lagerungsschwindel (s.o.) beispielsweise besteht die Behandlung in sog. Befreiungsmanövern und einem Lagerungstraining, um die auslösenden Ohrsteinchen erfolgreich wieder aus den Bogengängen hinaus zu befördern.

Für Menschen mit sehr schwerer oder unklarer Schwindelproblematik gibt es zudem in einigen Städten spezielle Schwindelambulanzen oder Schwindelzentren. (Fragen Sie dazu Ihren Heilpraktiker oder Ihre Heilpraktikerin).

Was können Heilpraktiker für Sie tun?

Da die Ursachen des Schwindels, die Symptome und der individuelle Leidensdruck sehr unterschiedlich sein können, sollte auch die Therapie individuell zugeschnitten sein. Ihre Heilpraktikerin oder Ihr Heilpraktiker nehmen sich deshalb in persönlichen Gesprächen Zeit, ein entsprechendes Behandlungskonzept auf naturheilkundlicher oder komplementärmedizinischer Ebene zu entwickeln. Gerade weil viele unterschiedliche Faktoren beim Schwindel eine Rolle spielen (können), wird einem ganzheitlichen Ansatz gemäß ein bestimmtes Symptom, Beschwerde- oder Krankheitsbild nicht für sich alleine betrachtet. Vielmehr wird es im Zusammenhang gestellt mit möglichst allen anderen Symptomen, die Betroffene auf körperlicher und psychisch-mentaler Ebene aufweisen. In vielen Fällen kann dann die Kombination verschiedener Verfahren zielführend sein.

Kann die Ursache des Schwindels gefunden werden, steht die Behandlung dieser Erkrankung im Vordergrund, z.B. durch blutdruckregulierende oder durchblutungsfördernde naturheilkundliche Arzneimittel und Therapieverfahren. Liegt dem Schwindel z.B. eine Fehlstellung der Halswirbel, der Schädelknochen oder des Kiefergelenkes zugrunde, können die Osteopathie oder evtl. auch die Craniosacrale Therapie (Osteopathie) hilfreich sein. Wenn die Situation zusätzlich auch als seelisch sehr belastend empfunden wird, können z.B. Psychotherapie, Hypnose oder Ordnungstherapie zusätzlich helfen.

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Alle o. g. therapeutischen Maßnahmen stehen hier nur beispielhaft  für die vielen Möglichkeiten, die Ihrer Heilpraktikerin oder Ihrem Heilpraktiker zur Verfügung stehen. Da Schwindel eine sehr komplexe Erkrankung ist, können viele verschiedene Therapiemaßnahmen in Frage kommen, z.B.  (alphabetisch)

Wenn Sie unter Schwindel leiden, sprechen Sie mit Ihrer Heilpraktikerin oder Ihrem Heilpraktiker –  sie nehmen sich für Sie Zeit. Sollten Sie sich besonders für bestimmte Therapien interessieren, hilft Ihnen die BDH-Therapeutensuche dabei, eine Praxis in Ihrer Nähe zu finden.

Was können Sie selber tun?

Was Sie selbst bei Schwindel tun können, ist u.a. abhängig vom Auslöser Ihres Schwindels. Lassen Sie sich deshalb von Ihrer Heilpraktikerin oder Ihrem Heilpraktiker dazu individuell beraten. An dieser Stelle können nur ganz allgemeine Hinweise gegeben werden. So ist es häufig sinnvoll, auf eine ausreichende Trinkmenge (2-3 Liter täglich, am besten stilles Wasser, solange keine weiteren gesundheitlichen Probleme vorliegen) zu achten und am besten auf Nikotin, Alkohol und (übermäßigen) Kaffeekonsum zu verzichten.

Bei niedrigem Blutdruck  tragen in vielen Fällen regelmäßige Bewegung, Saunabesuche, Wechselduschen, Trockenbürstenmassagen oder Kneippsche Güsse (nicht bei Herzinsuffizienz oder Bluthochdruck) längerfristig zu einer Stabilisierung bei. Wenn Sie das Gefühl haben, der Schwindel wird durch eine Unterzuckerung (z.B. nach Sport oder körperlicher Anstrengung, Achtung bei Diabetes mellitus ausgelöst, kann u.U. schon ein Stück Traubenzucker helfen.

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Vielleicht kommen auch seelische Ursachen für Ihren Schwindel in Frage: Sind Sie über- oder unterfordert? Plagen Sie Ängste? Sind Sie glücklich in Ihren Beziehungen oder durchleben Sie Krisenzeiten? Um innere Spannungen abzubauen, ist das Erlernen und Anwenden von Entspannungstechniken wie Autogenem Training, Progressiver Muskelentspannung nach Jacobson, Yoga oder von Atemübungen  (bei Schwindelneigung am besten unter fachkundiger Anleitung) hilfreich.

Autoren und Redaktion
Autorin: Kirsten Buschmann, Heilpraktikerin
Redaktion: Ulrich Sümper, Heilpraktiker

Beratung durch
Anita Sprenger-Witte, Heilpraktikerin
Franz-Claas-Straße 6a
33428 Harsewinkel
Tel. 05247 - 40 64 07

Diese Gesundheitsinformation wurde am 10.03.2022 erstellt und wird regelmäßig aktualisiert.