„Potenzstörung / Erektionsstörung (Erektile Dysfunktion)“

© Stefan_Weis - adobestock.com

Eigentlich würde Volker sagen, dass seine Ehe glücklich ist. Sie sind schon lange zusammen und ein gut eingespieltes Team. Außerdem liebt er seine Frau und findet Sie auch immer noch sexy. Trotzdem klappt es schon seit Monaten im Bett nicht mehr so, wie sie beide es gern hätten. Sein „bestes Stück“ lässt ihn einfach im Stich, wird nicht mehr richtig hart. Ob wohl der ganze Stress im Job Schuld ist?

Was ist eine erektile Dysfunktion?

Erektile Dysfunktion bedeutet, dass ein Mann über einen längeren Zeitraum (mind. 6 Monate) hinweg in mehr als zwei Dritteln der Versuche keine Erektion bekommen oder aufrecht erhalten kann, die für einen befriedigenden Geschlechtsverkehr ausreicht, obwohl die sexuelle Lust oft (erstmal) noch vorhanden ist. Der Penis wird nicht steif genug oder erschlafft vorzeitig. Kurzzeitige Erektionsstörungen sind keine erektile Dysfunktion.

Mit zunehmendem Alter wird die erektile Dysfunktion häufiger. Zurzeit wird davon ausgegangen, dass etwa die Hälfte der 60jährigen und zwei Drittel der 70jährigen betroffen sind. Wie viele Männer jedoch tatsächlich unter dieser Erkrankung leiden, ist schwer zu sagen, da aufgrund von Schamgefühlen der Betroffenen die Dunkelziffer hoch geschätzt wird.

Ursachen

Es wird davon ausgegangen, dass etwa 50% der Erektionsstörungen eine rein organische Ursache haben, bei etwa einem Drittel ist von psychischen Faktoren auszugehen und bei 20% der Patienten kommt beides zusammen. Fast immer treten aber auch bei einer organisch bedingten erektilen Dysfunktion psychogene Komponenten als Folge von Versagensängsten auf. Bei jüngeren Männern liegen häufiger psychische und bei älteren Männern eher organische Ursachen vor.

Eine (befriedigende) Erektion entsteht durch das komplexe Zusammenspiel von Blutgefäßen, Nervensystem, Hormonen, Muskeln und Bindegewebe. Somit kann eine Beeinträchtigung eines oder mehrerer dieser „Mitspieler“ eine erektile Dysfunktion zur Folge haben. Am häufigsten ist die Penisdurchblutung gestört. Dann reicht die Blutmenge in den Schwellkörpern des Penis nicht mehr für eine befriedigende Erektion aus.

Durchblutungsstörungen können in Zusammenhang mit anderen Erkrankungen wie Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), Bluthochdruck oder Fettstoffwechselstörungen entstehen. Als häufigste Ursache gilt aber die Arteriosklerose ("Verkalkung" der Blutgefäße). Sie wird begünstigt durch eine ungesunde Lebensweise mit Rauchen, Übergewicht und Bewegungsmangel. Ist Arteriosklerose die Ursache, ist die erektile Dysfunktion ein wichtiges Warnsignal, denn auch andere Gefäße, die z. B. Herz und Gehirn mit Blut versorgen, können von der Arteriosklerose betroffen sein und es drohen schlimmstenfalls Herzinfarkt oder Schlaganfall. Wird die Arteriosklerose jedoch rechtzeitig erkannt und behandelt, lassen sich solche schwerwiegenden Folgen häufig vermeiden.

Als weitere Ursachen kommen auch die (Neben-)Wirkungen von Medikamenten (z.B. von Betablockern (beeinflussen die Wirkung von Stresshormonen im Körper), Lipidsenkern (arzneimittel zur Senkung des Blutfettspiegels), entwässernden Medikamenten oder Antidepressiva (Arzneimittel gegen krankhaft niedergedrückte Stimmung) in Frage. Sprechen Sie bei Verdacht mit Ihrem verordnenden Arzt, setzen Sie die Medikamente keinesfalls in Eigenregie ab!

Auch ein niedriger Testosteronspiegel kann, muss aber nicht, zu Potenzstörungen führen, ebenso schwere Krankheiten wie chronische Nierenerkrankungen oder Krebserkrankungen.

Neben der Durchblutung müssen auch alle an der Erektion beteiligten Nervenbahnen funktionsfähig sein. Bandscheibenvorfälle, Verletzungen, Bestrahlungen oder Operationen im Beckenraum oder am Rückenmark können deshalb ebenfalls Erektionsstörungen zur Folge haben. Weitere mögliche Ursachen der erektilen Dysfunktion sind Krankheiten, die das zentrale Nervensystem betreffen wie z. B. Multiple Sklerose, Morbus Parkinson, Alzheimer-Demenz oder die Folgen chronischen Alkoholmissbrauchs.

Zusätzlich zu diesen körperlichen Ursachen können auch psychische Faktoren eine wichtige Rolle spielen: Stress im Beruf, die Angst zu versagen, Beziehungskonflikte, Trennungen, Identitätskrisen, Probleme mit der Rolle als Mann u. v. m. Leiden Männer unter (körperlich bedingten) Potenzproblemen, entstehen daraus leicht zusätzliche psychische Probleme, die wiederum die Erektionsstörung verstärken können. So entsteht oftmals ein Teufelskreis.

Konventionelle Behandlung

Zur Behandlung der körperlich bedingten erektilen Dysfunktion stehen mehrere Optionen zur Verfügung - von Medikamenten bis hin zu mechanischen Hilfen oder auch psychotherapeutischer Unterstützung. Grundlage der Therapieentscheidung sind immer die individuellen Ursachen, Voraussetzungen, Symptome und Wünsche. Die Möglichkeiten reichen von verschiedenen Medikamenten („Viagra“ u. ä.) und Hormon-/Testosteronpräparaten über mechanische Erektionshilfen (Vakuum-Erektionspumpen) bis hin zu (eher selten) operativen Verfahren. Die Entscheidung ist sehr persönlich und kann erst nach einer ausführlichen, individuellen Beratung, auch hinsichtlich möglicher Risiken und Nebenwirkungen, getroffen werden. Im Idealfall beziehen Sie Ihre Partnerin oder Ihren Partner in die Entscheidungsfindung mit ein.

Bei der psychisch bedingten Potenzstörung helfen Verhaltens-, Gesprächs- oder Sexualtherapie. Auch Männer mit einer organisch bedingten erektilen Dysfunktion profitieren oft von einer begleitenden Psycho- bzw. Sexualtherapie.

Was können Heilpraktiker für Sie tun?

Seinem ganzheitlichen Ansatz entsprechend nimmt sich Ihr Heilpraktiker oder Ihre Heilpraktikerin zunächst viel Zeit, um alle Faktoren zu finden, die bei Ihnen persönlich zur Entwicklung der erektilen Dysfunktion geführt haben können. Dabei spielen sowohl bereits bestehende Grunderkrankungen und Ihre Lebensweise, aber auch psychische Faktoren wie Leistungsdruck oder Versagensängste eine wichtige Rolle. Aus den für Sie relevanten Aspekten ergibt sich dann ein individuell erstellter Behandlungsplan.

Ist z.B. eine Durchblutungsstörung durch eine bestehende Diabetes-Typ2-Erkrankung oder eine Fettstoffwechselstörung für Ihre Potenzstörungen verantwortlich, wird Ihre Heilpraktikerin oder Ihr Heilpraktiker versuchen, Ihren Stoffwechsel zu entlasten. Das kann mit Hilfe der Ernährungstherapie oder der orthomolekularen Therapie mit Mikronährstoffen geschehen. Beide Verfahren sind auch gut geeignet, einer Arteriosklerose entgegenzuwirken, die ebenfalls ursächlich für die erektile Dysfunktion sein kann.

Viele naturheilkundliche und komplementärmedizinische Verfahren sind darüber hinaus bestens geeignet, die Durchblutung zu bessern und ggf. so positiv auf die Erkrankung zu wirken. Und sollte die Ursache für die Potenzstörung im Bereich der Wirbelsäule liegen (z.B. Bandscheibenprobleme) können manuelle Therapien wie die Osteopathie oder die Chiropraktik helfen. Außerdem stehen in der Naturheilkunde und komplementären Medizin Mittel zur Verfügung, z.B. hormonelle Dysbalancen auszugleichen oder psychischen Aspekten der Erkrankung mittels Entspannungsverfahren oder der Heilhypnose zu begegnen.

Medikamente
© nikesidoroff / Fotolia.com

Alle o. g. therapeutischen Verfahren stehen hier nur beispielhaft und keineswegs erschöpfend für die vielen Möglichkeiten, die Ihrer Heilpraktikerin oder Ihrem Heilpraktiker zur Verfügung stehen. Die verschiedenen Therapieverfahren stehen entweder als in sich geschlossene Behandlungssysteme wie z.B. in der Traditionellen Chinesischen Medizin oder als Kombinationen einzelner Verfahren zur Verfügung. In Frage kommen z.B. ebenfalls (alphabetisch):

Wenn Sie unter einer erektilen Dysfunktion leiden, sprechen Sie vertrauensvoll mit Ihrem Heilpraktiker oder Ihrer Heilpraktikerin – sie nehmen sich für Sie Zeit. Das ist besonders wichtig, da die Dysfunktion Zeichen einer ernsten und zu schweren Folgen (z. B. Schlaganfall) führenden Arteriosklerose sein kann. Sollten Sie sich besonders für bestimmte Therapien interessieren, hilft Ihnen die BDH-Therapeutensuche dabei, eine Praxis in Ihrer Nähe zu finden.

Was können Sie selber tun?

© sarsmis - fotolia.com

Fest steht: Eine auf körperlicher und seelischer Ebene gesunde Lebensweise hilft, Potenzstörungen vorzubeugen! Wichtig ist es z. B. die Blutgefäße funktionsfähig zu halten. Also möglichst nicht rauchen, nur wenig Alkohol trinken, vorhandenes Übergewicht reduzieren und sich langfristig gesund und vollwertig ernähren.

Bewegen Sie sich regelmäßig körperlich, möglichst 30 Minuten täglich. Bewegung erhöht den Energieverbrauch und trägt so dazu bei, die Blutfette zu senken und Übergewicht abzubauen. Deshalb ist es so wichtig, Bewegung in den Alltag zu integrieren: Nehmen Sie z. B. die Treppe statt des Aufzugs, fahren Sie nach Möglichkeit mit dem Rad zur Arbeit oder steigen Sie eine Station eher aus dem Bus und gehen den Rest des Weges zu Fuß. Suchen Sie sich zudem eine Sportart aus, die zu Ihrer körperlichen Situation passt und Ihnen Spaß macht.

Mit sportlicher Aktivität können Sie auch Ihr persönliches Risiko für Spätfolgen oder Komplikationen von Durchblutungsstörungen oder Arteriosklerose wie beispielsweise Herzinfarkt oder Schlaganfall verringern.

Außerdem gibt es ein spezielles Beckenbodentraining für Männer. Mit gezielten Übungen, die über einen längeren Zeitraum regelmäßig durchgeführt werden sollten, kann die „Potenz-Muskulatur“ gestärkt und einer erektilen Dysfunktion entgegengewirkt bzw. dieser vorgebeugt werden.

Fällt Ihnen die Umstellung Ihres Lebensstils besonders schwer, kann auch eine psychotherapeutische Betreuung sinnvoll sein. Sie kann Sie u. U. bei der Gewichtsreduktion, der Rauchentwöhnung oder beim Verzicht auf Alkohol unterstützen und ist auch sinnvoll, wenn mögliche organische Ursachen ausgeschlossen werden können.

Übermäßiger Stress, mangelndes Selbstwertgefühl, Lebenskrisen u. v. m. können einen direkten Einfluss auf die Sexualität haben. Versuchen Sie, die seelisch belastenden Ursachen zu finden und nach Möglichkeit zu verändern. Dabei helfen kann Ihnen eine Ehe- oder Paarberatung, Verhaltens-, Gesprächs- oder Sexualtherapie.

Mann, der Treppen steigt
© borphloy - adobestock.com

Sprechen Sie nach Möglichkeit offen mit Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner. Vertrauen ist eine wesentliche Grundlage im Umgang mit der Erkrankung. Auch eine Veränderung der sexuellen Gewohnheiten und Praktiken kann eine Möglichkeit sein, die für beide Partner belastende Situation zu entspannen.

Autoren und Redaktion
Autorin: Kirsten Buschmann, Heilpraktikerin
Redaktion: Ulrich Sümper, Heilpraktiker

Beratung durch
Anita Sprenger-Witte, Heilpraktikerin
Franz-Claas-Straße 6a
33428 Harsewinkel
Tel. 05247 - 40 64 07

Diese Gesundheitsinformation wurde am 20.07.2022 erstellt und wird regelmäßig aktualisiert.