„Kopfschmerz und Migräne“

Mann mit Kopfschmerzen
© Aaron Amat - AdobeStock.com

 

Schon wieder plagt Michael dieser diffuse Schmerz im Kopf. Als wenn er in einer Schraubzwinge stecken würde. Die Stirn, beide Schläfen, ein gleichmäßiges Druckgefühl. Aber schon wieder eine Kopfschmerztablette nehmen? Die hat schon die letzten Male nicht mehr so richtig geholfen. .. Und unerträglich sind die Schmerzen schließlich auch nicht. Nur so anstrengend. Vielleicht liegt es ja auch am verspannten Nacken? So lange sie hier an der Kasse sitzt und die Waren immer von rechts nach links über den Scanner schiebt, werden die wohl auch nicht besser. Also doch wieder eine Tablette?

Was sind Kopfschmerz und Migräne?

Als Kopfschmerz oder Kopfweh werden Schmerzempfindungen im Bereich des Kopfes bezeichnet. Schmerzbereich, Dauer, Intensität und Ursachen können sehr unterschiedlich sein (s.u.). Nicht unbedingt und immer ist der Griff zu einem Schmerzmittel die beste Idee bei Kopfschmerzen.  Nicht nur schwangere und stillende Frauen sollten Medikamente nur in Absprache mit ihrem Arzt oder Heilpraktiker einnehmen. Da ca. 70% der Deutschen unter gelegentlichen oder sogar häufigen, immer

wiederkehrenden Kopfschmerzen leiden, ist ein missbräuchlicher Umgang mit Schmerzmitteln nicht selten.

Dabei kann gerade er zu neuen Kopfschmerzen führen (s. u.). Bei 90% der von Kopfschmerzen Betroffenen ist der Kopfschmerz selbst die Erkrankung (primärer Kopfschmerz), bei 10% Folge einer anderen Erkrankung (sekundärer Kopfschmerz, z.B. in Folge von Erkrankungen  der Wirbelsäule).

Außerdem ist Kopfschmerz nicht gleich Kopfschmerz. Insgesamt werden in der Medizin über 250 unterschiedliche Kopfschmerzarten von der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft (Klassifizierung der IHS = International Headache Society) unterschieden. Besonders häufig sind (alphabetisch):

  • Clusterkopfschmerz
    Unter Clusterkopfschmerz leiden deutlich häufiger Männer als Frauen. Der heftige Schmerz tritt gehäuft (engl.  "cluster" = Bündeln)  über Wochen bis zu achtmal täglich auf, oft  in der Nacht, häufig ein bis zwei  Stunden nach dem Einschlafen oder in den frühen Morgenstunden. Die Attacken sind gekennzeichnet von stärksten, einseitigen Kopfschmerzen, meist im Bereich der Stirn oder des Auges. Hinzu kommen auf derselben Kopfseite wie der Schmerz Symptome wie einem tränenden oder geröteten Auge, einer laufenden Nase, einer Wasseransammlung im Augenlid oder einem hängenden Oberlid mit verengter Pupille. Die einzelnen Kopfschmerz-attacken dauern zwischen 15 und 180 Minuten. Der heftige Schmerz wird oft von einer Bewegungsunruhe begleitet.

 

  • Migräne
    Migräne tritt vor allem bei Erwachsenen zwischen dem 35. Und 45. Lebensjahr auf. Betroffen sind dann vor allem Frauen. Aber auch Kinder können erkranken, Mädchen und Jungen sind gleich oft betroffen. Typisch für Migräne sind anfallsartig auftretende, einseitige, pulsierende Schmerzen, die sich bei körperlicher Betätigung verstärken. Hinzukommen können Symptome wie Lärm- und Lichtempfindlichkeit, Übelkeit oder Erbrechen. Alltägliche Tätigkeiten sind nahezu unmöglich, der Migräneanfall kann bis zu 72 Std. andauern. Die Ursachen für eine Migräne sind unklar (s. u.). Bei Menschen, die unter Migräne leiden und deshalb häufig Schmerzmittel (Analgetika) nehmen, kann sich u. U. ein durch diese Medikamente erst verursachter Analgetika-Kopfschmerz entwickeln!

 

  • Spannungskopfschmerz (Kopfschmerz vom Spannungstyp)
    Er tritt akut oder chronisch auf, häufig im Nacken beginnend. Beide Kopfseiten sind betroffen, die leichten bis mittelstarken Schmerzen sind diffus drückend und pulsieren nicht, das alltägliche Leben wird nicht oder kaum eingeschränkt, körperliche Betätigung verschlechtert die Beschwerden üblicherweise nicht, kann sie sogar manchmal verbessern. Erbrechen oder Übelkeit treten nicht auf. Die Dauer der Schmerzperiode schwankt meist zwischen 30 Min und ca. einer Woche.

Ursachen

Was genau bei Kopfschmerzen im Schädel passiert, ist medizinisch noch nicht abschließend geklärt. Beteiligt sind Prozesse der Schmerzentstehung, ihrer Weiterleitung oder der abschließenden Schmerzhemmung.

Bei den häufig auftretenden primären Kopfschmerzen (Spannungskopfschmerz) kommen als Ursache bzw. Auslöser z.B. in Frage (alphabetisch):

  • Alkohol
  • Hormonschwankungen während des Zyklus
  • Medikamente (Schmerzmittel!)
  • Rauchen
  • Sauerstoffmangel
  • Schlafmangel und unregelmäßiger Schlaf
  • Stress
  • Verspannungen
  • Wetterumschwünge
  • u.v.m.

Dem sekundären Kopfschmerz liegt  eine Krankheit zugrunde, z. B. (alphabetisch):

  • Aneurysmen (krankhafte Ausweitungen der Gefäßwand) von Hirnarterien, die platzen können
  • Atemwegserkrankungen mit verminderter Sauerstoffaufnahme wie z. B. Asthma bronchiale, COPD, chronische Bronchitis
  • Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule
  • Bluthochdruck
  • Entzündungen wie z. B. Gehirnhautentzündung (Meningitis), Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis), Zahnentzündungen
  • Fehlsichtigkeit
  • Glaukomanfall (schlagartige Erhöhung des Augeninnendrucks)
  • Schädelhirntrauma, erhöhter Hirndruck
  • Schlaganfall
  • Trigeminusneuralgie
  • Unterzuckerung bei Diabetes
  • Virusinfektionen wie z. B. Grippe
  • u.v.m.

Konventionelle Behandlung

Treten Kopfschmerzen zum ersten Mal oder in bisher nicht bekannter Form auf, betreffen sie einen genau zu lokalisierenden Punkt, sind sie plötzlich und unerträglich oder treten neurologische Begleiterscheinungen (z. B. Sehstörungen, Schwindel, Missempfindungen) auf, muss die Ursache des Schmerzes unbedingt genau und umgehend diagnostiziert werden. Das gilt auch für Kopfschmerz bei Kindern!

Schulmedizinisch werden bei Kopfschmerzen verschiedene  Medikamente verordnet, z. B. Analgetika (Schmerzmittel), Kortisonpräparate, bestimmte Antiepileptika (Arzneimittel gegen im Gehirn ausgelöste Krampfanfälle) u. a. Vorteile und Risiken der einzelnen Medikamente sollten v.a. bei häufigerer Einnahme abgewogen werden.

 

Was können Heilpraktiker für Sie tun?

So unterschiedlich wie die Arten des Kopfschmerzes sind auch seine Ursachen. Bei sekundärem Kopfschmerz (s.o.) wird in erster Linie die zugrunde Grunderkrankung behandelt. Bei primärem Kopfschmerz (s.o.) gilt es hingegen, die direkten Auslöser zu finden.

Ihre Heilpraktikerin oder Ihr Heilpraktiker nehmen sich Zeit, die vielen Faktoren, die bei Ihnen zu Kopfschmerzen führen können, mit Ihnen gemeinsam zu klären. Dabei können, auch begleitend zu einer schulmedizinischen Behandlung, verschiedene komplementärmedizinische und naturheilkundliche Diagnose- und Therapieverfahren  zum Einsatz kommen. Ausgeschlossen werden müssen schwere Erkrankungen wie z.B. mögliche Tumoren.

Am Anfang jeder Behandlung steht zunächst das ausführliche Gespräch. Einer ganzheitlich ausgerichteten Arbeitsweise folgend stehen dabei nicht nur Symptome und Krankheitsverlauf allein, sondern insbesondere Sie als Individuum mit Ihren körperlichen, seelischen, biographischen und sozialen Besonderheiten im Mittelpunkt. Kopfschmerzen und Migräne sind häufig das Ergebnis mehrerer Ursachen und evtl. Zeichen eines gestörten körperlichen oder auch seelischen Gleichgewichts - alle auslösenden Faktoren wollen gefunden und wahrgenommen werden.

Bezüglich des Bewegungsapparats wird eine manuell, chiropraktisch oder osteopathisch arbeitende Heilpraktikerin oder ein Heilpraktiker vielleicht zunächst Ihre Körperhaltung in Augenschein nehmen, Ihre Wirbelsäule kontrollieren oder einen Beckenschiefstand ausschließen, da alle diese Faktoren Muskelverspannungen und damit Kopfschmerzen hervorrufen können. Welchen Beruf üben Sie aus? Machen Sie häufig wiederkehrende gleichförmige Bewegungsabläufe?

© Andrey Popov – fotolia.com
© Andrey Popov – fotolia.com

In einigen Fällen sind auch Ab- und Ausleitungsverfahren sinnvoll, um das aus ganzheitlicher Sicht häufig „unter Druck stehende System“ zu entlasten. Das kann naturheilkundlich mit Hilfe von klassischen Ab- und Ausleitungsverfahren wie z.B. dem Schröpfen geschehen. Aber auch Akupunkturbehandlungen oder die Unterstützung der ausleitenden Organe Leber, Niere, Haut und Lymphsystem mittels phytotherapeutischer, homöopathischer oder spagyrischer Arzneimittel sind Möglichkeiten. Gerade weil bei Kopfschmerzen und Migräne ganz viele und unterschiedlichste Faktoren eine Rolle spielen können (s.o.), ist die Liste der in Frage kommenden Behandlungsansätze und Therapien besonders umfangreich.

Deshalb können alle hier stehenden Möglichkeiten nur beispielhaft und keinesfalls vollständig für die vielen Methoden genannt werden, die Ihrer Heilpraktikerin oder Ihrem Heilpraktiker zur Verfügung stehen. Die richtige Auswahl ist ein individueller Prozess, der Sie als Person mit Ihren persönlichen Voraussetzungen und Wünschen in die Therapie mit einbezieht. Dabei können verschiedene Verfahren entweder als in sich geschlossene Behandlungssysteme wie etwa in der Anthroposophischen Medizin zum Einsatz kommen oder Kombinationen einzelner Verfahren untereinander. z. B. (alphabetisch):

Wenn Sie unter Kopfschmerzen oder Migräne leiden, sprechen Sie vertrauensvoll mit Ihrer Heilpraktikerin oder Ihrem Heilpraktiker –  sie beraten Sie gerne. Sollten Sie sich besonders für bestimmte Therapien interessieren, hilft Ihnen die BDH-Therapeutensuche dabei, eine Praxis in Ihrer Nähe zu finden.

Was können Sie selber tun?

Junge Menschen, die Yoga praktizieren
© Fizkes - AdobeStock.com

Eine ganze Menge. Bei den meisten primären Kopfschmerzarten gilt: Reduzieren Sie nach Möglichkeit Stress und seelische Belastungen. Suchen Sie nach einer ausgewogenen Balance zwischen Anspannung und Entspannung, zwischen Bewegung und Ruhe und ernähren Sie sich gesund, frisch und vitalstoffreich. Ein Kopfschmerz-Tagebuch kann helfen, die persönlichen Auslöser aufzuspüren. Lernen Sie sich Auszeiten zu nehmen und planen Sie neben

 

regelmäßiger Bewegung möglichst an der frischen Luft auch Pausen ein.

Entspannungstechniken helfen, Stress abzubauen, zum Beispiel mit Autogenem Training, Progressiver Muskelentspannung nach Jacobsen oder mit Atemübungen, Yoga, Tai Qi oder Qi Gong. Harmonisierend auf das Nervensystem wirken auch, je nach persönlicher Vorliebe, Malen, Musizieren, Singen, Tanzen u.v.m.

Wasserschlauch für einen Kneippguss
© EVGENIY - AdobeStock.com

Je nach Art des Kopfschmerzes kann auch ein allgemeines Gefäßtraining, z. B. mit Wechselduschen, Kneipp-Güssen oder Trockenbürstenmassagen etc. hilfreich sein. Sprechen Sie darüber mit Ihrer Heilpraktikerin oder Ihrem Heilpraktiker. Sie beraten Sie gerne zu geeigneten Maßnahmen. Helfen kann auch der Kontakt zu anderen Betroffenen, z. B. in Selbsthilfegruppen oder der Deutschen Migräne- und Kopfschmerz Gesellschaft.

Autoren und Redaktion
Autorin: Kirsten Buschmann, Heilpraktikerin
Redaktion: Ulrich Sümper, Heilpraktiker

 

Beratung durch
Anita Sprenger-Witte, Heilpraktikerin
Franz-Claas-Straße 6a
33428 Harsewinkel
Tel. 05247 - 40 64 07

Diese Gesundheitsinformation wurde am 20.07.2022 erstellt und wird regelmäßig aktualisiert.