Eigentlich fühlt Marvin sich mit Mitte 30 gesund und fit. Aber jetzt hat sein Hausarzt beim letzten Routine-Check erhöhte Cholesterinwerte im Blut festgestellt und ihm zu einem gesünderen Lebensstil geraten. Mehr Bewegung, weniger Alkohol, nicht rauchen und ausgewogener essen. Dabei geht es ihm doch gut so, wie es ist…
Was sind erhöhte Cholesterinwerte?
Erhöhte Cholesterinwerte im Blut (Hypercholesterinämie) bleiben oft lange Zeit unbemerkt, weil Betroffene keine Beschwerden haben. Doch sie können auf Dauer schwere gesundheitliche Folgen haben (s.u.). Cholesterin ist aber nicht „automatisch schlecht“:
Cholesterin (griech. Chole = Galle, stereos = fest) ist eine Verbindung aus Molekülen, die zu den Fetten gehören, den sog. Steroiden. Sie kommen in allen Zellen vor und sind ein unverzichtbarer Bestandteil vieler körpereigener Prozesse und Grundbaustein z.B. vieler Hormone. Einen Großteil des benötigten Cholesterins stellt der Körper selbst her, ein Teil wird mit der Nahrung aufgenommen. Cholesterin wird in mehrere Untergruppen aufgeteilt, die beiden wichtigsten sind LDL-Cholesterin und HDL-Cholesterin (siehe rechts). Für ihren Transport im Blut werden Fette (Lipide) an Eiweiße (Proteine) gebunden. Daher werden Cholesterine auch als Lipoproteine bezeichnet.
Das Gesamtcholesterin setzt sich im Wesentlichen aus den beiden Unterarten LDL-Cholesterin und HDL-Cholesterin zusammen. Diese Werte können nach einer Blutentnahme im Blut bestimmt werden. Bei einer Hypercholesterinämie ist der Wert für das Gesamtcholesterin und/oder das LDL-Cholesterin dauerhaft erhöht.
Neben Cholesterin gehören auch Triglyzeride (Neutralfette) zu den Blutfetten. Sie bilden den Hauptanteil der Nahrungsfette. Während Cholesterin ein wichtiger Baustein der Zellmembranen und der Nervenfasern (Myelinscheiden) sowie an der Bildung von Vitamin D, Gallensäuren und Steroidhormonen (z.B. Kortisol, Testosteron oder Östrogen) beteiligt ist, dienen Triglyzeride als Energielieferanten des Körpers und werden ggf. im Fettgewebe gespeichert.
Unterschieden wird in der Regel zwischen
- LDL (Low Density Lipoproteins – Lipoprotein mit geringer Dichte):
LDL sorgt dafür, dass Cholesterin von der Leber weg zu den Zellen hin transportiert wird. Es wird häufig als „schlechtes“ Cholesterin bezeichnet, da ihm nach gängigster Lehrmeinung -bei dauerhaft zu hoher Konzentration im Blut- eine entscheidende Rolle bei der Entstehung einer Arteriosklerose (auch Atherosklerose
- oder Arterienverkalkung benannt) mit ihren möglichen Komplikationen (Koronare Herzkrankheit, Schlaganfall, pAVK) zugesprochen wird.
- HDL (High Density Lipoproteins – Lipoprotein mit hoher Dichte):
HDL, das „gute“ Cholesterin, nimmt überschüssiges Cholesterin auf und transportiert es zurück zur Leber. Dort kann es an die Galle abgegeben und über den Darm ausgeschieden werden. Ihm wird eine gefäßschützende Wirkung zugesprochen. - Triglyceriden (Neutralfetten):
Eine dauerhaft erhöhte Konzentration von Triglyceriden (Hypertriglyceridämie) kann ebenfalls mit Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall verknüpft sein, vermutlich aber weniger deutlich als beim LDL-Cholesterin. Sind die Werte der Triglyceride über einen längeren Zeitraum erhöht, kann das Zeichen einer Fettstoffwechselstörung sein.
Sowohl die Hypercholesterinämie als auch die Hypertriglyceridämie werden den Fettstoffwechselstörungen (Dyslipidämien/Dyslipoproteinämien) zugeordnet. Nicht selten liegen sie in Kombination vor.
Beurteilt werden die Cholesterinwerte üblicherweise im Zusammenhang eines „kardiovaskulären Gesamtrisikos“, also ein Risiko für das Herz-Kreislauf-System. Ob ein erhöhter Cholesterinspiegel als behandlungsbedürftig eingestuft wird, hängt auch von dem Verhältnis (dem Quotienten) von LDL- zu HDL-Cholesterin ab. Geteilt wird der LDL-Wert durch den HDL-Wert: Als anstrebenswert gilt ein Verhältnis von unter 4 (wenn keine weiteren Risikofaktoren vorliegen), unter 3 (bei bestehenden Risikofaktoren für Arteriosklerose) bzw. unter 2 (bei Patienten mit Arteriosklerose oder koronarer Herzkrankheit).
Die Richtwerte für die einzelnen Blutfettwerte schwanken aber z.B. je nach Quelle, Geschlecht, Vorerkrankungen etc. Und noch immer ist umstritten, welche Patienten ab welchem Cholesterin-Grenzwert von einer medikamentösen (s.u.) cholesterinsenkenden Behandlung profitieren. Sprechen Sie deshalb mit Ihrer Heilpraktikerin oder Ihrem Heilpraktiker, sie beraten Sie gerne.
Ursachen und Folgen
Erhöhte Cholesterinwerte können - wie alle Fettstoffwechselstörungen - verschiedene Ursachen haben. Dementsprechend werden unterschieden
- Primäre Hypercholesterinämien
Diese sind genetisch bedingt, wie z.B. die durch einen Defekt des LDL-Rezeptors bedingte familiäre Hypercholesterinämie - Sekundäre Hypercholesterinämie
als Folge einer Grunderkrankung wie Diabetes oder Gicht, einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose), Morbus Cushing (eine Erkrankung, bei der der Körper zu viel Kortisol produziert) oder eines gestörten Abbaus von Cholesterin als Folge von Lebererkrankungen (z.B. Leberzirrhose), Enzymdefekten sowie der Einnahme bestimmter Medikamente (z.B. Östrogene, „Pille“).
Diese letztere Form ist häufiger. Auch hier können genetische Faktoren eine Rolle spielen, jedoch eher im Sinne einer Disposition
(Veranlagung/Neigung), die i.d.R. erst im Zusammenspiel mit z.B. Lebensstilfaktoren zum Tragen kommt. In den meisten Fällen kommt es zu erhöhten Cholesterinwerten aufgrund eines Zusammenspiels von erblicher Veranlagung und entsprechendem Lebensstil - ungesunde Ernährung (vor allem der übermäßige Verzehr tierischer Fette, Transfette, zuckerreicher Lebensmittel und einfacher Kohlehydrate, zu viel Alkohol, Rauchen, teilweise Übergewicht, Bewegungsmangel u.s.w.
Nach gängiger Lehrmeinung geht man davon aus, dass es bei dauerhaft erhöhten Cholesterinwerten durch Ablagerung des LDL an den Gefäßwänden in Form von Plaques zu einer Verkalkung der Arterien (Arteriosklerose/Atherosklerose) und sukzessiver Gefäßverengung bis hin zum kompletten Gefäßverschluss kommen kann, was das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) u.a. deutlich erhöht (s.o.).
Konventionelle Behandlung
Reichen die Umstellung auf einen gesünderen Lebensstil (s.u.) mit einer Ernährungsumstellung, dem Abbau von möglichem Übergewicht sowie regelmäßige Bewegung nicht aus bzw. liegt eine genetisch bedingte Fettstoffwechselstörung vor, können sog. "Lipidsenker" (Lipide = Fette) verschrieben werden. Es gibt dafür mehrere verschiedene Arzneigruppen; zur Therapie der Hypercholesterinämie haben sich die sogenannten „Statine“ heute als „Mittel der ersten Wahl“ am stärksten durchgesetzt. Sie hemmen die körpereigene Bildung von Cholesterin (das meiste Cholesterin wird nicht über die Nahrung aufgenommen, sondern vom Körper selbst produziert, s.o.). In der Folge nehmen Leber und Zellen mehr LDL-Cholesterin aus dem Blut auf, die Werte im Blut sinken.
Was können Heilpraktiker für Sie tun?
Der menschliche Stoffwechsel ist ein komplexes Thema und erfordert eine individuelle „Bestandsaufnahme“. Ein ganzheitlicher Therapieansatz zielt nicht darauf ab, ein einzelnes Symptom zu bessern, sondern den Körper insgesamt darin zu unterstützen, möglichst selbst ein Gleichgewicht wieder herstellen zu können. Behandlungsziel wäre idealerweise, den Körper weitestgehend wieder in die Eigenregulation (u.a. des Cholesterins) zu bringen. Das kann u. U. bedeuten, dass an verschiedenen Punkten angesetzt werden muss.
Die Naturheilkunde und die komplementäre Medizin kennen unterschiedlichste Therapieverfahren, mit denen sowohl erhöhte Cholesterinwerte bzw. ein gestörter Fettstoffwechsel positiv beeinflusst und auch einer daraus resultierenden möglichen Arteriosklerose vorgebeugt werden kann. Eine Möglichkeit besteht beispielsweise (nach entsprechender Diagnostik, Blutbild etc.) im Einsatz von Mikronährstoffen der orthomolekularen Therapie: Je nach Befund z.B. Magnesium, Vitamin D oder Omega-3-Fettsäuren. Sie können u.U. den Triglycerid- und LDL-Spiegel moderat senken, den HDL-Spiegel sanft anheben und Gefäßinnenwände schützen. Möglicherweise sind jedoch - je nach individueller Situation - auch andere Mikronährstoffe sinnvoll.
Auch zahlreiche andere naturheilkundliche Therapien wie z.B. die ab- und ausleitenden Verfahren, die Phytotherapie oder Spagyrik. bieten Möglichkeiten, sowohl den Fettstoffwechsel als auch allgemein die Stoffwechselfunktionen zu verbessern, die „Entgiftungsfunktionen“ des Körpers oder die hormonelle Regulierung positiv zu beeinflussen. Letzteres kann sinnvoll sein, da Hormone beispielsweise auch das Hunger- bzw. Sättigungsgefühl mit steuern und das „Belohnungszentrum“ im Gehirn stimulieren, was v.a. bei der Gewichtsreduktion eine wichtige Rolle spielen kann. Aus Sicht der traditionellen Humoralpathologie (einer im Mittelalter verbreiteten Auffassung, dass „Körpersäfte“ wie Blut, Schleim, weiße und schwarze Galle Ursache von Gesundheit bzw. Krankheit seien) hat der Fettstoffwechsel einen Bezug zur Leberfunktion, zum Lymphsystem und zum Nervensystem, woraus sich - je nach individueller Situation - weitere Therapieansätze ableiten lassen.
Auch hinsichtlich eines allgemein gesünderen Lebensstils (s.u.) können Heilpraktiker Sie beraten und unterstützen. Vor allem auf Nikotin sollten Sie möglichst verzichten. Es wird davon ausgegangen, dass (neben anderen schädlichen Faktoren) das im Zigarettenrauch enthaltene Kohlenmonoxid in Wechselwirkung zum LDL-Spiegel im Blut steht. Und auch Alkohol ist, insbesondere bei einer Erhöhung der Triglyceride, nach Möglichkeit weitestgehend zu meiden. Hier bieten sich unterstützend zur Veränderung von Gewohnheiten und beispielsweise zur Rauch-Entwöhnung z.B. Ohrakupunktur, Heilhypnose oder Psychotherapie an. Spaß an moderater Bewegung bieten z.B. Tai Chi oder Qi Gong, die auch geeignet sind – wie verschiedene Entspannungstechniken – Stress zu reduzieren.
Da eine Änderung des Lebensstils oftmals nicht so einfach ist und Erfolge Geduld und Zeit brauchen, bietet sich eine Kombination verschiedener Verfahren an, die ineinander greifen und sich gegenseitig in ihrer Wirkung unterstützen. Dabei sollten evtl. bereits bestehende andere Erkrankungen selbstverständlich berücksichtigt werden - Ihre Heilpraktikerin oder Ihr Heilpraktiker berät Sie hierzu gerne individuell.
Alle oben genannten Möglichkeiten stehen nur beispielhaft für die vielen Methoden, die Ihrer Heilpraktikerin oder Ihrem Heilpraktiker zur Verfügung stehen. Die richtige Auswahl ist ein individueller Prozess, der Sie als Person mit Ihren persönlichen Voraussetzungen und Wünschen in den Mittelpunkt stellt. Über die bereits genannten Verfahren hinaus können z.B. hilfreich sein (alphabetisch):
- Akupunktur
- Anthroposophische Medizin
- Ayurvedische Medizin
- Biochemie nach Schüßler
- Homöopathie
- Traditionelle Chinesische Medizin
- u.a.
Wenn Sie unter einem erhöhten Cholesterinspiegel leiden, sprechen Sie mit Ihrer Heilpraktikerin oder Ihrem Heilpraktiker – sie nehmen sich für Sie Zeit. Sollten Sie sich besonders für bestimmte Therapien interessieren, hilft Ihnen die BDH-Therapeutensuche dabei, eine Praxis in Ihrer Nähe zu finden.
Was können Sie selber tun?
Erste Schritte sind eine gesunde Ernährung und viel Bewegung! Bevorzugen Sie eine fettmodifizierte, ballaststoffreiche, kalorienangepasste Kost, beispielsweise die der Mittelmeerküche. Sie ist reich an frischem Gemüse, Obst, Salaten, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten, Fisch, Nüssen, Kräutern und gesunden pflanzlichen Ölen. Tierische Produkte, die mit ihrem teilweise hohen Anteil an Cholesterin und gesättigten Fettsäuren das LDL-Cholesterin eher erhöhen, sind nur in geringem Maße Bestandteil der mediterranen Gerichte. Des Weiteren gilt: wenig Alkohol, nicht Rauchen!
Bewegung ist wichtig, um bestehendes Übergewicht zu reduzieren, aber auch, weil regelmäßiger Ausdauersport (Walken, Laufen, Radfahren, Schwimmen) nachweislich die Blutfettwerte senkt und Stress abbaut. Stress kann zu erhöhten Cholesterinwerten führen, unter anderem auch, weil dabei Stress Botenstoffe ausgeschüttet werden, die den Körper anregen, mehr Energie in Form von Fettsäuren und Glukose aus den Zellen bereitzustellen. Um diese Nährstoffe zu verarbeiten, muss die Leber mehr LDL-Cholesterin produzieren – die Konzentration im Blut steigt an. Um Stress und diese Folgen zu reduzieren, können auch Entspannungstherapien, Tai Chi oder Qi Gong sowie allgemein abhärtende und entgiftende Maßnahmen wie Wechselduschen oder Saunabesuche hilfreich sein.
Autoren und Redaktion
Autorin: Kirsten Buschmann, Heilpraktikerin
Redaktion: Ulrich Sümper, Heilpraktiker
Beratung durch
Anita Sprenger-Witte, Heilpraktikerin
Franz-Claas-Straße 6a
33428 Harsewinkel
Tel. 05247 - 40 64 07
Diese Gesundheitsinformation wurde am 11.02.2024 erstellt und wird regelmäßig aktualisiert.